
Von der Fehler- zur Lernkultur
„Achtung, Achtung! In unserem Rechenzentrum gibt es derzeit einen Ausfall des kritischen Systems xy. Leider hat die IT-Abteilung noch keine Lösung dafür gefunden. Wir wiederholen diese Durchsage alle 30 Minuten, bis das Problem gelöst ist“, schallt es aus den Lautsprechern des Betriebs. Der IT-Leiter läuft hektisch und geduckt durchs Unternehmen, erntet von den Kolleg:innen böse und vorwurfsvolle Blicke, und wünscht sich ganz weit fort.
Zugegeben, diese Anekdote stammt aus den „finsteren“ 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts. Bei manchen Unternehmenskulturen hat man aber heute noch das Gefühl, dass sich seither nicht viel bewegt hat. Da rollen immer noch Köpfe, wenn etwas schief geht. Da werden immer noch Probleme und Fehler versteckt und verheimlicht, aus Angst vor Konsequenzen. Da ist immer noch die erste Reaktion auf einen Fehler: Finger-Pointing, Schuld zuweisen, Sündenbock suchen.
Agilität und Lernkultur
Ich hoffe, Sie befinden sich nicht in einem solchen Umfeld. Das kann nämlich psychisch äußerst belastend sein, wenn man nicht aus sehr hartem Holz geschnitzt ist. Von der fehlenden Innovationskraft und Freude an der Arbeit ganz zu schweigen.
Aus der agilen Lehre wissen wir, dass der offene Umgang mit Fehlern und das Lernen daraus essenziell für eine positive Weiterentwicklung von Teams, Abteilungen und Unternehmen ist sowie Grundlage für jegliche Innovation. Wie schaffen wir es also, von einer Fehlerkultur zu einer Lernkultur zu gelangen und menschlicher mit Fehlern umzugehen?
Kultur beginnt beim Individuum
Wie so oft liegt der erste Schritt bei uns selbst. Beobachten Sie sich einmal selbst, wie Sie in Situationen reagieren, in denen etwas schiefläuft. Was sind Ihre ersten Gedankengänge? Welche Aktionen setzen Sie? Besonders, wenn Sie Führungskraft sind, hat Ihr Verhalten massiven Einfluss auf das Verhalten Ihres Teams. Wenn Sie primär die Schuld bei anderen suchen, wird wahrscheinlich auch in Ihrem Team niemand die Verantwortung übernehmen. Wenn Sie es aber schaffen, eine Atmosphäre der Sicherheit zu bieten, Ihre eigenen Fehler zuzugeben und Schuld von Verantwortung klar zu trennen, wird sich das positiv auf die Selbstverantwortung Ihres Teams auswirken.
Den Weg für eine Lernkultur bereiten
Die Vorbildwirkung in Kombination mit anderen Maßnahmen auf Team-Ebene kann einen Schub Richtung Lernkultur bewirken. Hier ein paar Inspirationen für agile Führungskräfte:
- Selbstbeobachtung und Selbstreflexion fördern: Regen Sie Ihre Team-Mitglieder an, sich selbst zu einer konkreten Fragestellung eine Zeit lang genau zu beobachten, z.B. Wie verhältst du dich in Situation x? Danach reflektieren Sie das Beobachtete im Team.
- Konstruktive und wertschätzende Feedback-Kultur als Basis schaffen: Die Selbstreflexion dient als Basis für eine Feedback-Kultur. Die Team-Mitglieder lernen einander und sich selbst besser kennen. Mit regelmäßigem, offenem und strukturiertem Feedback im Team gehen auch Lerneffekte nicht so leicht verloren.
- Einen geschützten Rahmen bieten: Überlegen Sie mit Ihrem Team, für welche Situationen Sie einen geschützten Rahmen (oder Raum) wünschen und setzen Sie das auch schnell um. Ideen dazu sind: Generalproben für Vorträge, Messeauftritte, Präsentationen etc. mit anschließender Feedback-Runde; eine „Lernwerkstatt“, um neue Methoden oder Techniken auszuprobieren; regelmäßige „Fuck-Up-Sessions“, bei denen offen über Fehler und Scheitern gesprochen wird; etc.
Wenn Sie jetzt denken „Leicht gesagt, aber wie setze ich das um?“, habe ich als Tipp unseren Workshop „Von der Fehler- zur Lernkultur“. In diesem 2-stündigen Spotlight beleuchten und üben wir:
- Welche eigene Haltung notwendig ist, um von der Fehler- zur Lernkultur zu gelangen.
- Wie man aus der Opferhaltung in die Selbstverantwortung kommt.
- Was die wichtigsten Elemente einer Lernkultur sind.
Klingt interessant? Hier geht’s zu den nächsten Terminen.